Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde

[Vauban]

Die Türflügel wurden geöffnet, und zwei Gepanzerte traten ein. Verabas fluchte lautlos. Während die beiden Bewaffneten an der Tür stehen blieben, trat ein Mann in prächtigen Kleidern in den Saal. Ohne zu Zögern schritt er die Rampe zum Thron hinab. Das musste der Unterste sein. Verabas schöpfte wieder neue Hoffnung. Ein Krieger war Sinlucem möglicherweise in seiner Jugend gewesen. Doch jetzt wirkte er alt und verbraucht. Seine Schritte schlurften über den Steinboden. Er mochte etliche Jahre älter als Verabas sein.

[Vauban]

Ihm folgten jedoch kurze Zeit noch drei weitere Männer. Einen von ihnen erkannte Chezara und erschrak zu Tode. Nur mit Mühe konnte sie einen Aufschrei unterdrücken. Der Zeremonienmeister und ein jüngerer Priester flankierten Muron, Tomuls Sohn, in den Raum. Was war geschehen?

[Vauban]

Bevor der Unterste auf seinem Thron Platz nahm, entließ er die beiden Gepanzerten mit einem herrischen Winken seiner Hand. Die beiden Männer schlugen ihre linke Faust auf die Brust und verließen den Saal. Die Tür wurde geschlossen. Nach einem kurzen Moment der Stille wandte sich Sinlucem an den alten Priester, „nun, was hast du mir Wichtiges mitzuteilen?“ „Dieser Mann“, der Priester zeigte auf Muron, „hat eine außergewöhnliche Beobachtung gemacht. Zwei Freigeborene sind in die Stadt eingedrungen.“

[Vauban]

„Das ist ärgerlich, aber warum belästigst du mich damit? Werdet ihr nicht mehr mit zwei Tschibraks fertig?“ Chezara kannte dieses Wort nicht, war sich aber sicher, dass es nichts Angenehmes bedeutete. Sinlucem schien sehr ungehalten darüber zu sein, dass der Zeremonienmeister ihn mit dieser Sache belästigte. „Er hat die beiden Eindringlinge bei ihrem Plan belauscht, zwei besondere Gefangene zu befreien.“ Der Alte kam einem Einwand seines Herrschers zuvor. Er schritt eine Stufe tiefer auf seinen Herrn zu und beeilte sich weiter zusprechen. „Sie wollten zwei Priester überwältigen und in ihren Roben zu den Gefangenen vordringen. Ich habe daraufhin befohlen, dass meine Leute nur noch zu dritt durch die Stadt ziehen. Sollten nun irgendwo nur zwei angetroffen werden oder gar versuchen ins Innerste zu gelangen, sollen sie sofort festgesetzt werden.“

[Vauban]

„Ich sehe, du hast alles bedacht und gut im Griff. Also noch einmal, warum bringst du ihn zu mir? Gib ihm eine Belohnung und kümmere dich um wichtigere Dinge!“ „Er beschrieb die beiden Freigeborenen, mein Herrscher. Ihre Haare waren schwarz wie Kohle und ihre Augen so klein wie die einer Felsratte.“ Sinlucem erhob sich hastig von seinem Thron und stürmte zu Muron hinauf. „Ist das wahr?“ Seine Augen starrten Moras Bruder durchdringend an. Der junge Mann antwortete mit zitternder Stimme, „ja, Herr.“

[Vauban]

Der Kopf des Untersten drehte sich ruckartig zum Zeremonienmeister, „weiß sonst noch jemand von dieser Sache?“ Der Priester schüttelte den Kopf, „ich gab nur weiter, dass Freigeborene eingedrungen sind. Keine Beschreibung. Außer uns weiß niemand davon.“ „Gut.“ Nur dieses eine Wort kam über Sinlucems Lippen. Während der Unterste einen Schritt zurücktrat, stellte sich der Zeremonienmeister hinter den jungen Priester.

[Vauban]

Dann schrie Sinlucem, „Wache!“ Gleichzeitig zog der Zeremonienmeister einen Dolch aus seinem Gürtel und schnitt dem jungen Priester die Kehle durch. Er war sofort tot, noch bevor er begreifen konnte, was mit ihm geschah. Schwer stürzte sein Körper zu Boden.

[Vauban]

Die Gepanzerten rissen die Tür auf und stürmten in den Saal. Sinlucem zeigte auf Muron, „er ist ein Lügner und Mörder. Bevor wir es verhindern konnten, hatte er den Jungen getötet. Werft ihn zu den anderen in die Mienen!“ Die Gepanzerten ergriffen Muron und zerrten ihn zur Tür. Der Junge schrie auf, „nein, ich war’s nicht!“ Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu befreien. „Sorgt dafür, dass er Ruhe gibt und keine weiteren Lügen verbreitet!“ rief Sinlucem den Männern hinterher.

[Vauban]

Als nach einem letzten gellenden Schrei Murons wieder Stille einkehrte, kehrte Sinlucem zu seinem Thron zurück, ließ sich auf dem goldenen Stuhl nieder und grübelte eine Weile. Der Zeremonienmeister folgte ihm und hüllte sich ebenfalls in Schweigen, während Abscheu und Furcht Chezaras und Verabas Herzen erfüllten. „Warum hast du den Adepten getötet?“, brach schließlich Sinlucem das Schweigen. „Ich muss gestehen, damit hast du mich sehr überrascht! Die Gepanzerten hätten den Mann auch allein auf mein Wort hin abgeführt.“ Der alte Priester lächelte kalt, „der Junge fiel mir bereits seit einiger Zeit unangenehm auf. Er stellte zu viele, und vor allem die falschen Fragen. So brachte er uns noch einen Nutzen.“ Chezara lief es bei diesen Worten eiskalt über den Rücken.

[Vauban]

Sinlucem verfiel wieder in dumpfes Brüten. Dann raffte er sich auf, „wenn ihr die beiden schnell findet, ändert sich überhaupt nichts an unseren Plänen. Ich bin mir sicher, dass es die beiden sind, die dem Meister entflohen sind. Wir müssen nur verhindern, dass irgendjemand sie mit der Oberwelt in Verbindung bringt, oder sie beim Pöbel Unruhe stiften.“ Der alte Priester nickte zustimmend, „sicherlich werden wir ihrer bald habhaft sein. Sie kennen niemanden in der Stadt und werden versuchen, ihren Plan schnell umzusetzen. Wir sind gewarnt und werden sie dabei überraschen.“ „Ja, so wird es sein. Nun geh‘ und kümmere dich darum.“ Mit diesen Worten entließ Sinlucem den Zeremonienmeister.


Fortsetzung folgt ...

[arrowhead]

Hurra es geht weiter
Eine sehr tolle Geschichte!
Bitte weiter so!!!

Gruß andreas

[Rabenmeister]

Schon so 'ne Art Cliffhanger, wie? Weil man doch genau ahnt was passiert, wenn der Priester den Raum verläßt...

Wirklich geniale und mit den anderen Teilen zusammengenommen unglaublich gelungene epische Geschichte, kann man nur so sagen!

[pbfox]

Hallo Vauban,

toll - du verstehst es wirklich eine Geschichte mit dem richtigen Spannungsbogen zuversehen .

Mal abgesehen von den wahnsinnig tolle Bauten (die neben der Geschichte auch nicht unerwähnt bleiben sollten) bin ich immer wieder begeistert was du dir alles einfallen lässt.
Auch beim Thronsaal wird das verdrehte Kastensystem fortgesetzt - alle müssen zum Herrscher nach unten blicken - genial .

Wiedermal dachte ich schon, dass alles aus ist als Muron herein kam - aber Gott sei Dank hat er nicht alles gewusst.

Erwartungsvolle LG

pbfox

[Fredeswind]

O, wie spannend!!

Bin schon gespannt, wie es weiter geht!

LG Fredeswind

[Cifra]

Hallo Vauban!



wie gehts weiter ..... tolle Geschichte,
Du verstehst es sehr gut die Spannung noch weiter aufzubauen.


LG
René