Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
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Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
Gestärkt untersuchte sie den Rest der Kammer. Hinter einem Vorhang kam eine weitere Tür zum Vorschein. Terna wollte wieder an der Tür lauschen, doch als sie an die Tür stieß, bemerkte die Freigeborene, dass die Tür unverschlossen war. Terna zögerte und lauschte.
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Sie hörte nichts außer ihrem eigenen Atem. Schnell kehrte sie in die Mitte der Kammer zurück, überlegte einen kurzen Moment lang. Dann nahm sie eines der Gewänder, riss ein Stück Stoff heraus und wickelte darin die übrigen Speisen ein.
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Dann trank sie noch einmal von dem Wasser. Leider fand sie nichts, was sie als Flasche hätte benutzen können. Sie kehrte zu der unverschlossenen Tür zurück und betrat den dahinter liegenden Raum. Ein gepolstertes Lager bestätigte ihren Verdacht, den sie schon seit einiger Zeit hegte. Terna schaute weiter. Spiegel standen in den Ecken des Raumes. Dem Bett gegenüber war eine weitere Tür. Ein kurzes Rütteln zeigte der Frau, dass sie wie erwartet verschlossen war.
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Terna lauschte wiederum. Es schien ihr, als würde sie leise Schritte auf einem Steinboden hören. Geschwind huschte sie in die erste Kammer zurück und ergriff die Karaffe.
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Sie kehrte gerade in dem Augenblick zurück, als der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Die Tür wurde geöffnet, Terna hob ihren Arm mit der Karaffe und versuchte ihre ganze Kraft in den Hieb zu setzen. Mit Entsetzen sah sie, dass nicht der Zeremonienmeister, sondern eine unbekannte Frau die Kammer betrat. Es gelang ihr gerade im letzten Moment die Karaffe am Kopf der eintretenden Frau vorbei zuführen. Diese erschrak zu Tode und stürzte zu Boden, ohne auch nur von der Freigeborenen berührt worden zu sein.
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„Bei der Tiefe“, entfuhr es ihr. Mit verängstigt blickenden Augen und schwer atmend starrte sie Terna vom Boden aus an. Terna, die immer noch die Karaffe in der Hand hielt, ließ diese polternd fallen und half der anderen Frau wieder auf die Beine. Ihr Gegenüber war schlank, aber nicht ausgemergelt. Terna spürte unter ihren Fingern feste Muskeln. Sie mochte etwa zehn Jahre älter als die Freigeborene sein. In ihrem durchaus ansprechenden Gesicht zeigten sich bereits einige Falten.
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Eine Weile starrten sie einander an. Dann begann die ältere zu sprechen, „Armes Ding,“ wie tröstend streifte ihre Hand über Ternas Wange. „Du hast dein Schicksal wohl schon erraten. Aber ich sage dir, es ist weit weniger schrecklich, als du es dir in deinen Gedanken vorstellen magst.“
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Die Frau ging zum Bett und nahm auf der Kante Platz. „Komm, setz dich zu mir und lass dir von jemandem berichten, der vor langer Zeit in der gleichen Lage gewesen war wie du.“ Terna folgte stumm der Aufforderung, so wie ein Kind den Anweisungen seiner Mutterschwester. Sie war sich unschlüssig, ob sie ihrem Gegenüber trauen sollte. Andererseits war die Rebellin sich sicher, dass sie die andere Frau mit einem schnellen Schlag betäuben und zur Tür hinaus eilen konnte. Die Tür, durch die die Frau den Raum betreten hatte ....
Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
„Mein Name ist Debrana. Auch mich traf vor unzähligen Ruhen das Schicksal der Ausdünnung, und ebenso wie du, wurde ich als Opfer den Oberen vorenthalten.“ Sie machte eine kurze Pause, zeigte dann auf die beiden Kammern. „Ich sehe in deinen Augen einen wachen Verstand. Auch der Meister wird ihn erkannt haben und hat dich so neben weitaus offensichtlicheren Gründen für andere Dienste auserkoren. Auch wenn man es in der Stadt so erscheinen lässt, die Priester sind keineswegs unsterblich, sondern sehr wohl aus Fleisch und Blut.“ Debrana klopfte auf Terna Knie und zwinkerte ihr zu, „und das ich kann es dir aus eigener Erfahrung bestätigen.“
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Die Ältere wurde wieder ernst. „Erst ab dem Mannesalter dürfen die Priester den Ring verlassen und die Lehre der Oberen verkünden. Werden sie krank, hinfällig oder gar alt, wird ihnen diese Freiheit wieder genommen. Hier unten werden sie wie ein jeder aus dem Schoße ihrer Mutter geboren und treten auch hier in das Unergründliche Reich ein.“ Sie stand auf. „... und da zur Priesterkaste keine Frauen zählen, sucht der Meister aus der Schar der Ausgedünnten, die ihm am geeignetsten erscheinenden aus.“
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Debrana blickte Terna an, „für sich selbst wählte er dich. Ich rate dir, sei gut zu ihm, und er wird gut zu dir sein. Schenke ihm noch einen Sohn, es wird sein letzter sein, und er wird dir hier unten jeden Wunsch erfüllen. Denn bereits die nächste Ausdünnung wird ein neuer Meister leiten, und der jetzige wird diese Ebene erst wieder auf der Bahre verlassen.“
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Debrana erhob sich von der Bettkante, zog wie beiläufig die Decke wieder zurecht, tätschelte noch einmal das Bett, so als wollte sie von einem liebgewonnenen Erinnerung Abschied nehmen.
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Die alte Frau ging zur Tür. „Die Mädchen ...“, rief ihr Terna hinterher. Debranas Schritt stockte, und sie wandte sich noch einmal an Terna. „Welche Mädchen? Die anderen Frauen – sie sollen dich nicht mehr interessieren.“ Terna schüttelte leicht den Kopf, „was geschieht mit den Mädchen, die den Priestern hier unten geboren werden?“ Debrana presste die Lippen aufeinander, dann öffnete sie die Tür und ging hinaus. Doch Terna konnte ihre gemurmelten Worte noch verstehen, „es gibt keine Mädchen. Den Priestern werden keine Mädchen geboren.“
Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
Terna eilte ihr nach, öffnete die Tür und starrte in den Gang. Sie sah noch, wie Debrana um die Ecke bog, und hörte eine Tür sich öffnen, die dann aber wieder geschlossen und abgesperrt wurde. Der Gang, in dem sie nun stand, war bis auf eine weitere ihr gegenüber liegende Tür leer. Wie sich schnell herausstellte, war auch diese Tür verriegelt. Terna kehrte in das Zimmer mit dem Bett zurück und überlegte.
Fortsetzung folgt ...
Fortsetzung folgt ...
Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei allen Leserinnen und Lesern, die mir dieses Jahr wieder die Treue gehalten haben
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Das heutige Kapitel war für dieses Jahr das letzte. Weiter wird es erst in der zweiten Januarwoche 2012 gehen. Ich hoffe euch dann "wiederzulesen".
Ich wünsche euch allen bereits an dieser Stelle ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2012. Möge das neue Jahr euch eure Wünsche erfüllen.
Viele Grüße
Vauban


Das heutige Kapitel war für dieses Jahr das letzte. Weiter wird es erst in der zweiten Januarwoche 2012 gehen. Ich hoffe euch dann "wiederzulesen".
Ich wünsche euch allen bereits an dieser Stelle ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2012. Möge das neue Jahr euch eure Wünsche erfüllen.
Viele Grüße
Vauban
