Liebes Tagebuch!
Wir wollten ja eigentlich sofort zurück.
Aber es gab ein Problem.
Wir wussten die Richtung nicht mehr.
Und einen Weg gibt es so tief im Wald auch nicht.
Floh entwischte nach draußen, ehe ich ihm die Leine anlegen konnte.
Aber lief nicht fort, sondern schnüffelte herum, wurde aufgeregt,
lief hin und her und machte uns schließlich deutlich, dass er die Spur aufgenommen hatte.
Also ließen wir vier uns von dem kleinen Hund führen, der uns zwar nicht nach Hause,
aber womöglich zum Flötenspieler bringen will.
Gegen Mittag hören wir die Flötenmelodie.
Und wir hören Kinderlachen.
Möglichst geräuschlos nähern wir uns den Lauten - sorgam jede Deckung nutzend.
Der Wald endet hier auf einer großen Lichtung.
Wir wollen jedenfalls nicht gesehen werden, sondern irgendwie Hilfe holen.
Rick und Emmy sind vorne.
Sie schauen sich an, strahlen förmlich auf
und dann passiert mal wieder genau das, was niemand wollte.
»Rutschbahn!«, ruft Emmy, läuft los und schließt sich den spielenden Kindern an.
Auch Rick ist nicht zu halten.
Er schubs sie sogar beiseite, nur, um als Erster rutschen zu können.
Bei alledem lachen sie so ausgelassen wie die hier spielenden Kinder.
Das ist irre!
Unzählige Kinder spielen hier. Alle sind richtig fröhlich.
Einige plantschen am Wasser und niemand warnt, sie könnten reinfallen.
Andere fahren Karussell - ohne elektrischen Antrieb.
Einige fahren, andere schieben. Und alle haben Spaß dabei.
Der Flötenspieler steht auf der Schaukel und spielt seine traumhafte Melodie.
Er hat Emmy und Rick gesehen und dabei gelächelt.
Die kleine Heulsuse von der Kirmes füttert eine junge Ziege im Gehege.
Sie scheint überglücklich zu sein.
Alle sind glücklich hier.
An diesem Ort muss ein Zauber wirken.
Floh, bisher ganz still und leise, wird das nächste Opfer des Zaubers.
Er läuft auf die Lichtung, springt zu den Kindern und spielt mit ihnen.
Bisher hatte er sich nicht für Kinder interessiert.
Aber andererseits haben Emmy und Rick bisher auch keine Rutschen vermisst.
Ich beratschlage mich mit Samira.
»Was tun? Ich finde, eine bleibt hier und beobachtet und die andere versucht,
Hilfe zu holen«, überlege ich. »Was möchtest du tun?«
Samira ist unschlüssig.
Beide Möglichkeiten sind nicht ohne Schwierigkeit.
Den Heimweg finden kann ein Problem sein.
Allein hier zu warten aber auch.
Sie zögert.
Endlich fasst sie einen Entschluss und lächelt.
»Schau mal«, sagt Samira, »ist das dort nicht ein tolles Spielhaus?
Komm, wir ziehen dort ein.«
Und ehe ich reagieren kann, läuft sie auf die Lichtung,
krabbelt ins kleine Häuschen und beginnt, mit dem Knaben darin »Mutter und Kind« zu spielen.
Mist!
Jetzt bin ich allein.
Alle anderen sind dem Zauber dieses Ortes erlegen.
Komisch, dass ich davon unberührt bin. Noch! Noch?