Hinter dem Tresen steht ein Wirt und poliert seine schmutzigen Gläser. Abschätzend blickt er zu Billy. Selbst die Kartenspieler sehen auf. Ein Alter grinst ihn zahnlos an. Billy geht an ihnen vorbei und zum Tresen. Er legt die letzten Cent auf den Tresen und sieht den Wirt fragend an. Der zieht nur eine Augenbraue hoch und poliert weiter das Glas in seiner Hand.
„Gib mir wenigstens ein Glas Wasser.“, seufzt Billy. Der Wirt schüttelt den Kopf. Verzweifelt sieht Billy sich um. Sein Blick bleibt an den Kartenspielern hängen. Früher hatte er mit seinen Brüdern ab und zu gespielt. Aber er ist kaum gut genug, um hier zu gewinnen. Aber vielleicht hat er ja Glück. Er hatte Alamo überlebt. Er musste Glück haben!
Also setzte er sich auf den noch freien Platz.
„Verschwinde! Ohne Einsatz kannst Du nicht spielen.“ Keift ihn einer der Spieler in einem schwarzen Anzug an. Der Spieler gegenüber von ihm mustert ihn genau.
„Was ist mit Deinen Stiefeln? Setzt Du Deine Stiefel?“ Billy schluckt. Seine Kehle ist trocken. Was soll er machen? Also nickt er.
Der hagere Kerl links neben ihm mischt die Karten und teilt aus. Nimmt zwei neue, der Alte in Schwarz rechts eine, das Halbblut gegenüber ebenfalls zwei. Billy weiß, dass er ohne seine Stiefel nicht nach Hause kommen wird – und auch nicht ohne Essen. Er sieht in die Gesichter der anderen, die versteinert sind wie die Mauern in dem verlorenen Fort. Er sieht seine Karten. Nichts Besonderes. Kein Blatt mit dem er gewinnen könnte. Aber dann spürt er die Gänsehaut wieder. Und ohne dass er es verhindern könnte, lösen sich zwei Karten aus seiner Hand.
„Also zwei.“, sagt der Geber und wirft ihm die beiden oberen vom Stapel zu. Billy nimmt sie zaghaft auf die Hand. Tatsächlich zwei Paare. Kein wirklich gutes Blatt, aber um Längen besser als das was er vorher hatte. Die anderen blicken immer noch versteinert. Zwei passen. Nur der hagere Mann setzt ein paar weitere Münzen und will sehen. Zitternd deckt Billy auf… und gewinnt. Die Münzen sind nicht viel, aber für ein einfaches Essen könnte es reichen. Als er aufstehen will, aber fühlt er sich niedergedrückt.
„Spiel weiter.“ Hört er die Stimme der jungen Mexikanerin flüstern.
Ihn packt das Grauen. Aber er kann sich nicht bewegen. Der Geber mischt schon längst wieder und da Billy nicht aufsteht, bekommt auch er wieder ein Blatt. Alles läuft wie beim Mal davor. Eine Karte löst sich aus seiner Hand. Ein Dreier aus Achten. Aber er ist immer noch so sehr dem Entsetzen nah, dass er sich nicht darüber freuen kann. Alle setzen. Eine seiner Münzen rutscht in die Mitte des Tisches. Schweiß perlt von seiner Stirn. Müssten die anderen es denn nicht merken? Aber anscheinend sieht es für sie völlig normal aus. Als würde Billy selbst all diese Dinge tun. Alle setzen weiter. Und am Schluss gewinnt Billy. Noch mehr Dollar. Er kann es kaum fassen. Das reicht für Essen und ein Zimmer.
„Noch ein Spiel?“, fragt das Halbblut. Aber Billy steht auf. Er war nie ein Spieler und sein Glück soll man nicht herausfordern.
„Es tut mir leid. Ich bin müde.“ Billy dreht sich um und geht zum Tresen. Die drei anderen sind sichtlich enttäuscht, dass er nun mit ihrem Geld das Spiel verlässt. Aber gerade als der hagere Kerl ansetzen will, etwas darauf zu erwidern, spürt er, dass er seine Zunge nicht mehr bewegen kann. Auch der Alte, der gerade aufstehen wollte, fühlt sich seltsam gefesselt.
Nur der Halbindianer lächelt düster. Er spürt, dass irgendetwas an diesem Jungen Mann ist, das man nicht herausfordern sollte. Nicht in dieser Nacht!
Billy geht zum Tresen und bittet um ein Zimmer, Trinken und Essen. Dieses Mal lächelt der Wirt und bedient ihn.
Zeigt ihm den Weg zu seinem Zimmer und schickt ihm das Essen nach oben, wo Billy endlich seinen Hunger an Speck und dicken Bohnen stillen kann.
Der Whisky gibt seiner Müdigkeit die letzte Kraft. Und bleiern fällt er auf das weiche Bett.