Drinnen hat das Brüllen des Golems für noch mehr Unruhe gesorgt. Lucie und Der dem Wind folgt, sind bereits auf den Weg in Danteslavs Zimmer. Immer noch steht der Vampir fassungslos im Zimmer und schaut auf den wieder bewegungslosen Golem.
Lucie stockt einen Augenblick irritiert beim Anblick des Wesens vor ihr. „Kam der Krach von hier?“ erkundigt sie sich noch immer hörbar verunsichert. Jetzt kommt auch Danteslav wieder zu sich.
„Ja, es tut mir leid, ich wollte niemanden wecken.“ Entschuldigt er sich ohne den Golem auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Aber auch Lucie blickt auf ihn.
„Na das ist ja mal ein Kerl!“ platzt es aus ihr heraus und sie streicht über die feuchte Oberfläche des Golems.
„Ist das Erde?“ wendet sie sich wieder an ihren Freund.
„Ja, Erde aus meiner Heimat…. Unserer Heimat, wenn Du so willst.“ Antwortet er stockend.
„ICH KERL“ kommt es hohl aus dem Golem.
„Sprechende Erde. Davon hat mir nicht einmal mein Großvater erzählt.“ Der dem Wind folgt lehnt in der Tür. Aber Lucie Carpek hat erstmal nur Augen für den Golem.
„Kerl? Nein das ist kein Name. Nenne wir Dich Karel, das ist besser.“ Lächelt sie und dreht sich erneut zu Danteslav. „Wie ist das möglich. Ist das Technik?“ fragt sie euphorisch.
Danteslav ist überrascht von ihrer Begeisterung über seine Schöpfung, die seiner eigenen gleicht kommt. „Nein, Lucie, das ist alter Zauber. Hab keine Angst. Er tut nur, was ich ihm befehle.“
„ICH KARL“ tönt es wieder von dem neuen Diener des Vampirs
„Was ist mit dem Kutscher?“ fragt Der dem Wind folgt, welcher ihn noch hat aus dem Fenster an der Kirche vorbei in die Wildnis rennen sehen.
„Der Kutscher?“ Fragt Lucie.
„Ja, er ist fort und wenn ich mir euren Karl so ansehe, denke ich nicht, dass er nach seinem Anblick wiederkommen wird, um ihn in der Kutsche mitzunehmen. Oder beabsichtigtest Du, den Erdmann hierzulassen?“
„Nein, er wird mitkommen. Ungesehen in der Kiste – genauso wie ich.“ Seufzt Danteslav. „Und wir müssen bald fort. Der Priester wird wiederkommen. Ich bin es so leid vor wütenden Dörflern zu fliehen.“
„ICH KARL“
„Da hast Du Recht, wir sollten aufbrechen. Sicher würden sie uns nicht verschonen, wenn sie Dich lynchen. Lucie vielleicht. Mich bestimmt nicht.“ Stimmt Der dem Wind folgt widerwillig Danteslav zu.
„Aber wir brauchen die Kutsche! Um diesen Ort sind Meilen von wüstem Land ohne jedes Versteck. Und die Kisten? Nein, wir brauchen die Kutsche.“ Überlegt Danteslav laut. „Abgesehen davon, muss die Postkutsche auch weiterfahren. Sie wird in San Francisco ankommen müssen. Wer weiß, vielleicht warten andere Menschen unterwegs auf sie. Außerdem ist ein Postsack hinten drin. Die Briefe müssen ankommen. Wir nehmen die Kutsche.“
„Aber wer soll die Kutsche lenken?“ antwortet der Indianer.
„Ich hab da eine Idee.“ Lucies grinst über das ganze Gesicht. „Ich weiß, wer die Kutsche lenken wird. Kommt mit!“
„ICH KARL“
„Ja Karel. Geh schlafen.“ Befiehlt der Vampir dem Golem. Dieser fällt wieder in die Erde zusammen in die Kiste. Danteslav schließt den Deckel und folgt Lucie und ihrem indianischen Begleiter in ihr Zimmer.
Als er es betritt ist er fast so nervös, wie sie am gestrigen Morgen beim Beteten des Seinen.
„Ja, nicht nur Ihr habt Eure Geheimnisse.“ Verkündet sie. „Die Lösung unseres Problems ist in dieser Kiste.“ Ihre Hand weist auf ihre Kiste, die sie gleich darauf öffnet.
Drinnen befinden sich erst einmal ein paar Kleidungsstücke, die Lucie beiseite räumt. Darunter kommen metallteile zum Vorschein.
„Es dauert nur einen kleinen Augenblick.“ Erklärt sie beiläufig, während sie die Maschinenteile herausnimmt und beginnt, sie zusammen zu schrauben.
„Was ist das?“ entfährt es Der dem Wind folgt.
„Ein Eisen-Golem?“ Danteslav schaut irritiert auf die Konstruktion.