Ich schleppe mich über die Sandünen, aber jeder Schritt
wird zur Herausforderung. Wenn es wenigstens ein Ziel gäbe!
Ich weiß ja nicht einmal, ob ich mich im Kreis bewege.
Wo bleibt die Hilfstruppe, die Julius senden wollte?
Irgendwann geht es nicht mehr. Trotz Stock tragen meine
Beine nicht mehr durch. Ich möchte liegen bleiben. In der
Ferne sehe ich eine Palme. Nein, ich hoffe nicht auf eine
Oase, auf Wasser. Aber ich sehne mich nach etwas Schatten.
Also krieche ich nun auf allen vieren weiter.
Geschafft! Der Schatten tut gut. Er hüllt mich ein und gibt
mir ein Gefühl der Sicherheit. Es geht nicht mehr weiter. Es
ist Zeit, loszulassen. Als letzte Handlung zerstöre ich den
Chip aus Julius' Videokamera, damit ja niemand je diese
Aufnahmen zu Gesicht bekommen wird. Es war doch immerhin
ein gutes Leben, das ich hatte. Und ich muss mich glücklich
schätzen, da das Ende nun so friedvoll kommen mag.
Stunden später:
»Ki Ki. Ki Ki.«
Ich werde geschubst. Es gluckert neben mir. Mühsam öffne ich ein Auge.
»Ki Ki!«, kommt es erfreut.
»Bist du das, Kleines?«
Es ist Kiki, mein Kiki!
Es hat meinen Koffer hergeschleppt und aus dem den Wasserkanister
genommen, der noch gut zu einem Drittel gefüllt ist. Ich reiße den
Kanister an mich. Trinken! Trinken! Die Lebensgeister kehren zurück.
Erst danach bin ich fähig, mein Kiki zu begrüßen. Es umarmt mich heftig.
»Wie schön, dich zu sehen«, sage ich bewegt. Mir fällt das Blätterdach
auf, das über mir errichtet wurde. »Hast du das gebaut?«
Kiki nickt, Es plappert.
Und vor allem zeigt es seine Freude, bei mir zu sein.
Ich bin unendlich glücklich.
Aber natürlich ist nichts gut.
"Sind irgenwo Menschen in der Nähe?", frage ich ohne Hoffnung.
Kiki schüttelt den Kopf. Ich habe also nur einen Aufschub bekommen.
Eine Rettung ist das nicht.
»Hör zu, Kiki«, versuche ich eine Erklärung, »du kannst nicht bei
mir bleiben. Meine Wunde hat sich entzündet. Ich werde es so
oder so nicht mehr schaffen. Danke, dass du gekommen bist.
Aber nun geh zu deinem Volk.«
»Ki Ki?«
Es streichelt mir übers Haar.
Kiki hat mich wohl verstanden.
Es schiebt alle Wasserbehältnisse ganz nahe zu mir.
»Ki Ki?«
»Ja, Kleines, du musst gehen«, bestätige ich. »Du kannst
mir jetzt nicht mehr helfen.«
Kiki umarmt mich noch einmal, was ich sehr süß finde,
auch wenn es die Blutung im Oberschenkel verstärkt.
Kiki läuft davon. Ich lege mich zurück.
Dankbar freue ich mich über den Schatten des Blätterdaches.
Und vor allem darüber, dass Kiki mich nicht vergessen hat.