Liebes Tagebuch!
Ich will mir heute den Hundeplatz anschauen. Da ich keine 
Ahnung habe, was da so abgeht, nehme ich nur Floh und Zecke mit. 
»Los, Jungs, aussteigen«, rufe ich fröhlich. »Hier laufen so viele 
Hunde rum, da fallt ihr gar nicht auf.«
»Och, sind die süß«, schleimt mich eine Lady mit Blick 
auf die Hunde an. »Bist du neu hier?«
»Wollte mich mal umschauen«, antworte ich. »Wer ist denn der Boss hier?«
Sie lacht fröhlich.
»Dort drüben, der mit das Kappe. Er heißt Winfried.«
Ich gehe zu ihm hin, stelle mich kurz vor und frage, wie ich 
zu einem Hundeführerschein kommen kann.
»Für die beiden da brauchst du so etwas doch nicht«, versichert er. 
»Obwohl es natürlich kein Fehler wäre, eine Gebrauchshundeausbildung zu machen.«
»Nee, die Spitze sind sehr folgsam«, antworte ich. »Es geht um zwei Langohr-Lemuren.«
»Affen? Das sind doch keine Hunde!«
»Wem sagst du das«, seufze ich. »Aber so ein Stadtsheriff verlangt 
nun mal diesen Führerschein, wenn ich mit ihnen raus will.«
»Hm - das klingt bescheuert«, meint Winfried. »Okay, deine Affen 
müssten alle normalen Befehle verstehen und ohne Zögern befolgen
 - also bei Fuß gehen, hinsetzen, liegen, über Hindernisse gehen und 
solche Sachen. Kannst ja mal beim Training zuschauen. Ich bezweifle 
nur, dass ich Affen trainieren kann.«
»Hallo Winfried«, ruft in diesem Moment der Polizist, den ich am Waldrand traf.
»Dein meinte ich«, raune ich Winfried zu.
»Hiho, Herbert«, ruft er laut zurück. Leise sagt er zu mir: »Er hält sich 
für den größten Hundeversteher aller Zeiten und meint, außer ihm sollte 
kein Mensch einen Hund halten.«
Winfried geht zu Herbert und begrüßt ihn.
»Wie geht es Wolfi?«, fragt Herbert sofort.
»Unverändert«, antwortet Winfried. »Er lässt keinen an sich heran, 
knurrt und faucht. Ich bezweifle, dass du den zähmen kannst.«
»Ach was, mit ein bisschen Geduld geht alles«, lacht Herbert. 
Er geht zum hinteren Bereich, öffnet dort die Tür, bleibt aber stehen.
»Na, mein Kleiner, wie lange muss ich noch warten, bis du endlich 
mit dem Schwanz wedelst.«
Tiefes Knurren antwortet ihm. Sein Schäferhund winselt leise und zieht 
den Schwanz ein. Herbert schließt die Tür wieder und geht zu Winfried.
Neugierig schaue ich über das niedere Tor. Das ist kein Hund! 
Das ist ein schwarzer Wolf. Er schaut mich unverwandt an. 
Er knurrt nicht. Diese Augen - ich kenne sie! 
Sollte dies wirklich der schwarze Wolf aus dem Wald sein.
»Bist du es?«, frage ich leise.
Ein leises Winseln antwortet. Die dicke Kette um den Hals des 
Tieres wird erfolgreich jeden Fluchtversuch verhindern. 
Vermutlich schaut er mich deshalb so bittend an.