Liebes Tagebuch!
Schon früh am Tag drängelt mich Kaja ziemlich nervig,
dass ich mit ihr kommen soll. Schließlich gebe ich nach.
Sie hat den ersten Keimling entdeckt und ist völlig aus
dem Häuschen. Vermutlich hat sie noch nie etwas so Schönes
gesehen; quasi das Wunder des Lebens aus ihrer eigenen Hand.
Ich komme zu gar nichts mehr. Die ganze Familie drängelt
ohne Unterlass, bis ich mich dann doch geschlagen gebe
und wieder das Karussell anschiebe. Die Qualität von dem
Ding ist gut. Es ist auch sehr leichtgängig. Man braucht
keine Kraft, um es in Bewegung zu setzen.
Irgendwann habe ich dann wirklich keine Lust mehr.
»Hör zu, Keiki«, bitte ich, »spielt doch nun einmal eine Weile allein.«
»Ki Ki«, lehnt sie ab.
»Wenn ihr mich jetzt ein wenig arbeiten lasst, dann fahre
ich mit euch allen morgen zum Stadtpark. Dort gibt es ein
elektrisches Karussell und ihr dürft dann meinetwegen
stundenlang damit fahren.«
Das hat der »Große« gehört.
»Ki Ki«, ruft er begeistert.
Das überzeugt Keiki dann doch. Gemeinsam schieben die Eltern
nun an und die Kinder freuen sich über die schnelle Fahrt. Allem
Anschein nach macht Anschieben genauso viel Spaß wie selbst fahren.
Prima.
Endlich habe ich etwas Muße und kann an den Schreibtisch.
Ich habe so viel zu arbeiten. Termine drängen. Und außerdem
habe ich auch große Lust, mal wieder einfach nur zu schreiben.
Das muss einfach auch mit der Kiki-Familie möglich sein.
Die machen im Garten Krach, als wäre eine ganze Grundschule
hier. Konzentrieren kann ich mich so wirklich nicht.
Schließlich lasse ich einen Schrei fahren.
»Gebt endlich mal etwas Ruhe, verdammt noch mal«, brülle ich.
Das hilft. Ab da herrscht wirklich Stille.
Die Stille ist fast unheimlich. Aber sie tut mir gut. Ziemlich
spät erst gehe ich ins Bad. Und dann will ich nur noch schlafen.
Da tut sich aber das nächste Problem auf. Mein Bett ist besetzt.
Kein Wunder, dass es so still war. Die ganze Bande hat mein
Schlafzimmer geentert. Und dort schlafen sie friedlich, tief und fest.
Na gut - für heute lasse ich das durchgehen. Ausnahmsweise
verziehe ich mich ins Gästezimmer. Das eigene Bett ist zwar
immer vorzuziehen, aber ich bringe es nicht übers Herz,
die Kleinen zu wecken.
Schätze, sie wollten einfach nicht verpassen, wann ich
aufwache, damit der Ausflug beginnen kann.