Liebes Tagebuch!
Unter uns muss es Trüffel geben. Jedenfalls irgendeine Köstlichkeit,
die dafür sorgt, dass die Rotte nicht im Traum daran denkt, zu
verschwinden. Die Kikis finden es toll, die Wildschweine so aus
nächster Nähe beobachten zu können.
Ich hingegen bekomme langsam Durst und Hunger.
Andere haben wohl auch Hunger. Eine Wolfsmeute naht,
knurrend und zähnefletschend. Die Bachen heben die Kopf.
Sie sind bereit, um ihre Jungen zu kämpfen.
Ich erkenne den Rudelführer. Es gibt in diesem Wald wohl
nur einen Wolf mit glühend roten Augen. Er dirigiert die Meute.
Sie greifen nicht frontal an. Sie führen von allen Seiten
Scheinangriffe aus. Das verwirrt die Schweine gewaltig.
Das ist den Bachen nun doch zu viel. Sie quieken und
rufen ihre Jungen so zu sich. Und dann fliehen sie,
verfolgt von den Wölfen, in den Wald.
Die Wölfe entschwinden aus unserem Blickfeld. Allerdings
hören wir wenig später entsetztes Aufquieken. Anscheinend
haben die Wölfe nun doch Beute gemacht. Die Kikis wollen runter.
»Wartet noch«, bitte ich, »ich will erst sicher sein, dass alle weg sind.«
Es dauert nicht lange, bis der Rudelführer kommt. Er bringt
sogar unsere Bollerwagen. Nun klettern wir doch schnell hinab.
»Ich danke dir«, grüße ich ihn. »Wir sitzen seit gestern Abend hier fest.«
»Ich weiß«, antwortet er. »In diesem Wald entgeht mir nichts.
Aber ich musste meine Jungs erst zur Schweinejagd überreden.«
»Mögen sie etwa kein Schwein?«, wundere ich mich.
»Komm mal mit«, sagt er und führt mich ein Stückchen beiseite.
»Siehst du diesen Wildpfad? Er kommt von Norden her. Und auf
diesem Pfad kommen unzählige Tiere.«
»Das ist seltsam«, gebe ich zu.
»Und lästig«, nickt er. »Wenn es zu viel Wild gibt, verlieren meine
Jungs ihre Jagdtrieb. Das Futter springt ihnen ja fast schon in den
Rachen. Im Nordwald stimmt etwas nicht.«
»Du meinst, ich sollte einmal nachsehen?«
»Wenn der Wald aus dem Gleichgewicht kommt, ist der
Mensch schuld«, behauptet er. »Das erkennt auch
leichter ein Mensch als ein Wolf.«
»Okay, dann gehe ich wohl am besten auf diesem Pfad.«
»An seinem Ende ist ein verlassenes Lager, das vor Jahren
ein paar Naturforscher aufbauten. Das bietet dir einen
guten Unterschlupf. Viel Glück.«
Er wandelt sich in seine schwarze Wolfsgestalt und läuft davon.