Liebes Tagebuch!
Alik war noch nicht da und länger kann ich meine Neugierde nicht mehr bezwingen.
Ich öffne den Sack und entnehme ihm Valenfelds Schatz.
Jetzt bin ich enttäuscht.
Ich dachte, dass etwas total Spektakuläres dabei herauskäme.
Aber es ist nur eine Figur.
Es gibt viele Skulpturen aus der Steinzeit wie die berühmte Venus von Willendorf z.B.
Die hier ein wenig anders. Das Gesicht ist viel detailreicher.
Und es ist grün!
Große, pupillenlose Augen, dunkelgrünes Haar.
Naja, entfernt erinnert die Figur an die Wesen, die ich auf dem Fernseher sah.
Ich verstehe:
Das ist eine Alien-Figur!
Ich weiß, dass es total leichtsinnig ist.
Ich mache trotzdem ein Foto, auch wenn es bei Ermittlungen beweisen würde,
dass ich am Raub beteiligt war.
Andererseits weiß niemand, dass die Skulptur gestohlen wurde, denn Alik hat sie ja ausgetauscht.
Nur Valenfeld kannte die Wahrheit - und der ist tot.
Insofern kann mir nicht viel passieren. Hoffe ich zumindest.
Alik kommt.
Damit war ja zu rechnen.
Er verlangt die Figur, welche die Anwesenheit von Alien seit Jahrtausenden beweist.
»Däniken und viele andere haben das doch längst festgestellt«, muss ich lachen.
»Es ist kein wirkliches Geheimnis.«
»Ihr dürft es glauben«, antwortet er ungerührt, »aber nicht wissen.«
»Ich habe aber den Eindruck, dass du auch ein ganz persönliches Interesse an dieser Verschleierung hast.«
»So ist es", gibt er zu. "Unsere Gesetze erlauben nicht, dass wir von euch bemerkt werden.
Ich bekäme Schwierigkeiten, wenn dies bekannt würde. Mehr musst du nicht wissen.«
Ich gebe ihm natürlich die Figur.
Aber ich habe noch tausend Fragen.
Alik beantwortet keine Einzige davon.
Immerhin lobt er mich.
»Du warst sehr nützlich«, sagt er. »Womöglich habe ich noch eine Verwendung für dich.«
»Du meinst, du brauchst meine Hilfe in einer anderen Sache?«, hake ich sofort nach.
Ich begleite Alik zu seinem Transmitter.
Erst hier redet er wieder.
Und jetzt erklärt er sich wenigstens teilweise.
»Die K.A.S.O. ist die ›
Kosmische
Arten
Schutz-
Organisation‹.
Wenn irgendwo Planeten sterben, retten wir ein paar der dort ansässigen Lebewesen
und siedeln sie auf anderen Planeten an.«
»Wie meine Katzen?«
»Und wie die Blauschopf-Alpakas, die ihr fast ausgerottet habt.
Ich bin dafür und für deren Überleben verantwortlich.
Also bewirb dich um den Auftrag, einige der Exemplare aus dem Züricher Zoo
in ein Reservat in Bolivien zu bringen.«
»Meinst du nicht, dass du mir erst einmal viel mehr erzählen solltest?«
»Nein.«
Aliens können sehr anstrengend sein.
»Dann rette deine Tiere selbst!«
Jetzt bin ich beleidigt.
Ich glaube,Alik hat durchaus Humor,
denn die Art, wie er mich ansieht, scheint belustigt zu sein.
»Du wirst es tun«, erwidert er aber. »Wenn ich sehe, dass du den Auftrag bekommst
und man dir solche Wesen anvertraut, werde ich dir mehr über mich erzählen.
Genügt dir das?«
Es genügt mir nicht.
Ich platze fast vor Neugier.
Aber ich willige ein. Vermutlich klappt das eh nicht.
Wer wird schon eine kleine Playmo-Schriftstellerin mit einer so großen Aufgabe betrauen?
Die Transmitterblüte schließt sich.
Alik ist weg.
Er hat noch versichert, dass der Transmitter morgen auch verschwunden sein wird
und ich meinen »Garten« wieder für mich habe.
Immerhin etwas.
Jetzt werde ich wohl erst einmal im Internet recherchieren,
was Blauschopf-Alpakas sind und wo man sich für deren Rettung/Aussiedlung bewerben kann.
Morgen öffnet die Valenfeld-Ausstellung.
Ich glaube, ich schaue sie mir an.