Liebes Tagebuch!
Als ich gestern Abend heimkam, sah ich schon die Glibberpflanze und wusste,
dass Alik bald wieder da sein wird. Also gehe ich heute Morgen ganz früh in den Hinterhof.
Und wirklich ist der Transmitter einsatzbereit.
Er öffnet sich bei meinem Nahen.
»Ich grüße dich, Alik’thra«, sage ich gelassen, da ich ja nicht wirklich überrascht bin.
»Brauchst du wieder einmal meine Hilfe?«
»Du musst verstehen, dass deine Existenz momentan von Bedeutung ist«, tadelt er mich nur.
Ach so, er will mir nur ein paar Vorwürfe wegen des Dino-Ausflugs machen.
»Na, dann komm mal mit rein«, schlage ich vor.
Hehe, das gefällt mir.
Alik wird sofort wieder von einer Menge Katzen belagert und quasi »zu Tode« geschmust und geschnurrt.
Er kann sich gegen die aufdringlichen Fellknäuel nicht wirklich wehren.
Martha habe ich Bescheid gegeben, dass ich wieder da bin.
Sie wird heute also nicht kommen. Gut so,
Alik will ja unentdeckt bleiben.
Und da er weder Essen noch Trinken will, was Menschen so zu sich nehmen,
muss ich ihm auch nichts anbieten.
Mein Kühlschrank ist ohnehin ziemlich leer.
»Warum bist du auf die verborgene Insel gegangen?«, will er wissen.
Ich erzähle es ihm. Warum auch nicht?
Regungslos nimmt er meine Geschichte zur Kenntnis.
Und dann warnt er mich wieder davor, mich in Gefahr zu begeben.
Das könne ich gerne machen, wenn die Alpakas in Sicherheit seien.
Solange sei ich verpflichtet, am Leben zu bleiben.
Ich muss herzlich lachen. Eigentlich möchte ich das auch hinterher noch tun.
Trotzdem plagt mich die Neugier.
Ich will wissen, ob Alik’thra und seine Leute die Dinos dort verstecken.
Das verneint er dann allerdings.
»Die noch immer gegebene Existenz dieser Spezies war uns lange unbekannt«,
gibt er zu. »Als wir sie bemerkten, haben wir aber auf deren Schutz Einfluss genommen.
Deine Rasse ist sehr leicht zu beeinflussen.«
»Ich fürchte, da hast du Recht«, gebe ich zu. »Also gut, ich werde auf mich aufpassen.
Aber warum sind diese Alpakas denn so wichtig für dich?«
Er zögert merklich. Tiger stupst ihn mit dem Kopf an.
Als wäre das eine Aufforderung, erzählt Alik’thra dann, seinen Bericht mit Projektionen
auf meinen Fernseher untermalend:
»Meine Heimatgalaxie liegt weit entfernt. Das Imperium ist sehr groß. Es umfasst viele Planeten.
Auch den der Blauen, zu denen ich gehöre. Die Herrschaft aber geht von den Grünen aus.
Blaue sind nicht sehr anerkannt. So war es für mich eine große Ehre, als ich mein eigenes Schiff
für die Raumpatrouille erhielt. Es ging nur um Aufklärung und Sicherung der Randsektoren.«
»Zufällig fand ich jenseits des Grenzbezirks einen sterbenden Planeten. Es blieb keine Zeit für
weitere Erforschung. Dass ich ein paar seiner Bewohner von der Oberfläche holte, war unbedacht.
Wir mischen uns nicht in die Lebensformen anderer Galaxien ein und wir versuchen schon gar nicht,
irgendjemanden zu retten, der nicht Teil des Imperiums ist. Aber nun hatte ich eine fremde Spezies
an Bord und musste sie loswerden. Kurzerhand setzte ich sie auf einem entfernten, kleinen Planeten
aus, der sehr unbedeutend ist.«
»Du meinst die Erde?«
»Dein Planet war jung und bot viel Lebensraum. Ich bedachte jedoch nicht die veränderte Schwerkraft,
die hier wirkt. Die fremde Spezies wurde hier extrem groß.«
»Unser Volk erfuhr davon und feierte sich selbst als Retter fremder Arten. Lith’ithar, die Tochter des
Imperators Zaddek, gründete daraufhin die K.A.S.O, die kosmische Artenschutz-Organisation. Sie
wurde dafür gefeiert. Andere Arten wurden in anderen Teilen des Kosmos gerettet und irgendwo
ausgewildert. Die Retter blieben als Beobachter bei ihren Schützlingen. Das war langweilig. Die
Aufmerksamkeit, wie ihr es nennen würdet, ließ irgendwann nach. Die fremde Spezies bot nichts
Neues mehr. Dann kam der Meteor, den ich übersehen habe. Dein Planet und das Leben auf ihm
wurden fast vollständig zerstört.«
»Das war ja nicht deine Schuld.«
»Ich war verantwortlich für die gerettete Spezies, die nun ausgelöscht wurde.«
»Nur fast.«
»Zunächst galt sie als ausgestorben. Ich blieb als Beobachter, doch nur, um dieses Sterben
zu dokumentieren.«
»In einer anderen Sektion wurden sterbende Planeten gefunden. Andere wurden zu Rettern.
Für eine kleinwüchsige Säugerart fand sich kein geeigneter Planet zum Auswildern. Unsere
Galaxie bleibt Fremden verboten. Lith’ithar entschied höchstpersönlich, dass diese kleinen
Wesen auf meinen sterbenden Planeten sollen. Sie wurden hier angesiedelt. Sie hatten ja
ohnehin keine Chance. Ich sollte einfach ihr Sterben mit dokumentieren.«
»Die Katzen?«
»Nein, die habe ich viel später selbst hier angesiedelt. Ich rede von deiner Rasse.
Erstaunlicherweise erholte sich der Planet. Plötzlich dokumentierte ich kein Sterben,
sondern die Kraft des Lebens. Erst jetzt wurde dieses Sonnensystem zur Sektion 17
und ich zum Leiter dieses Bereichs.«