Freitag 16.10.15
Heute lassen wir es uns einfach nur gut gehen.
Rick macht ein wenig Musik. Wir genießen die Früchte des Landes, sitzen
beisammen, plaudern und erholen uns von den letzten Tagen. Es wäe ein
perfekter Tag, wenn nicht immer wieder einer seinem Bedauern Ausdruck
gäbe, dass Theo nicht mit uns kommen wird.
Anscheinend haben ihn alle in ihr Herz geschlossen.
Am späten Nachmittag kommt Theo bei uns vorbei.
Er braucht jetzt keine Krücke mehr, auch wenn sein Schritt noch nicht wirklich
fest ist. Die Ärzte hier verstehen ihr Handwerk wohl
Chris begrüßt Theo sofort wie einen alt vertrauten Freund.
»Ich will nicht stören«, sagt der bescheiden. »Ich habe hier aber eine recht
gute Karte gefunden, die euch vielleicht nützlich sein kann. Die wollte ich
einfach vorbei bringen.«
»Das ist nett von dir«, bedankt sich Chris. »Komm, iss mit uns.«
Kiki bekommt Polly. Damit ist mein blauer Freund natürlich zu 100% auf Theos Seite.
Bestechlich war es ja schon immer. Grummel.
Naja, Blau passt eben auch wirklich gut zu Blau.
Eddy begutachtet die Karte und ist von ihrer Genauigkeit sichtlich begeistert.
Das ihm vorliegende Kartenmaterial ist weniger detailtreu. Er freut sich wirklich
und sagt das auch. Ich spüre, dass auch er Theo bei uns behalten will.
Phil spricht es aus.
»Wir reisen noch ein ganzes Stück«, sagt er zu Theo. »Unser Ziel ist ein
verborgenes Tal, das man El Horado nennt. Kennst du das?« Theo
verneint. »Ich fände es trotzdem schön, wenn du uns begleiten wolltest.«
»Solche Entscheidungen sollten einstimmig getroffen werden«, mahnt Clara.
Puh, jetzt schaut jeder mich an.
Ich stehe auf und sage, dass ich ein wenig spazieren will.
Nur weg hier. Erst mal Abstand gewinnen.
Catty begleitet mich ohne Aufforderung.
Und abseits der anderen wird sie auch sehr direkt.
»Was hast du gegen Theo?«, will sie wissen.
»Er ist ein Aufschneider«, murre ich. »Er tut so, als habe er die Weisheit
mit Löffeln gefressen. Aber in Wirklichkeit ist er völlig unbedarft. Und er
schleimt so sehr, dass ich kotzen könnte.«
»Du meinst, er macht dir Komplimente?«, lacht sie vergnügt.
»Weißt du«, gebe ich etwas nachdenklich zu, »ich muss oft an Toni denken.
Den mochte ich. Aber er war ein Spion von Vorazzo. Du hast ihn ja gesehen.
Er wirkte so nett und harmlos. Genau wie Theo. Bevor wir die Blauschöpfe
nicht abgeliefert haben, traue ich einfach keinem mehr.«
»Theo wirkt nett.« Das ist wohl alles, was sie verstehen will. »Wenn er
ein Spion wäre, würde er sich wohl kaum von Indios in ein Grab einsperren
lassen. Das wäre viel zu gefährlich.«
»Das überzeugt mich nicht.«
»Dann vielleicht das: Wenn er ein Verräter ist, werden irgendwelche mystischen
Wesen auftauchen und dich beschützen - so, wie der Yeti dich vor Toni beschützt
hat. Vielleicht sind es diesmal die Aliens, die eingreifen. Oder alte Maya-Götter.
Oder Drachen. Oder sonst wer.«
»Ihr wollt ihn alle dabei haben?«
Sie nickt.
Ich seufze. Ich kann mich ja nicht gut gegen alle meine Freunde stellen.
Wir gehen zurück. Theo ist gerade dabei, sich zu verabschieden.
Anscheinend geht morgen ein Flug zur Küste. Da will er einchecken.
»Es freut mich, dass ich mich jetzt auch noch von dir verabschieden
kann«, sagt er zu mir. »Es waren tolle Tage. Ich hoffe, ihr kommt
ohne Probleme an euer Ziel.«
»Willst du mitkommen?«, frage ich zögernd.
»Du bist doch dagegen«, weiß er.
»Ich werde dich schon noch ein paar Tage ertragen können«, grinse ich
da. »jedenfalls dann, wenn du mit dem Gesülze aufhörst.«
»Ich werde mich bemühen«, verspricht er erfreut. »Obwohl ich gar nicht
übertrieb.« Er dreht sich um. »Hey, Leute«, ruft er, »ich komme mit euch«
Alle freuen sich und zeigen das auch.
Und ich hoffe nur, dass ich jetzt keinen Fehler gemacht habe.