Tagebuch von Mara

[Mara]

Liebes Tagebuch!

Ich habe der Mamsell natürlich erzählt, was vorgefallen ist.
Jetzt macht sie sich Sorgen und fürchtet, Boris habe den
Fürsten gegen sich aufgebracht.
»Der Junge hat so gar keinen Respekt«, murmelt sie.
»Aber er ist klug«, antworte ich. »Seine Freunde draußen
beschützen Kiki und mich. Und dich wohl auch.«

Am Mittag kommt Boris vor, um uns über den Stand der
Dinge zu informieren.
»Dummerweise«, sagt er in verschwörerischem Tonfall, »ist
das Geschehen in der Schatzkammer bekannt geworden und das
Volk fordert nun den Beweis, dass Frederick der rechtmäßige Fürst ist.«
»Heißt das, das Schwertfest wird vorgezogen?«, will ich wissen und
ahne, dass Boris am Wissen des Volkes nicht unbeteiligt ist.
»So ungefähr«, bestätigt Boris. »Du bleibst heute besser in der Küche.«

»Ki Ki?«
Boris lacht das Kleine an.
»Genau, du schreibst gerade Geschichte«, meint er vergnügt. »Jetzt
haben wir einen Affen auf dem Thron. Wenn du morgen das Schwert
ziehst, regiert uns ein kleiner, blauer Fürst mit sehr viel Verstand.«

»Moment«, mische ich mich ein, »du erwartest doch nicht,
dass Kiki den Fürsten ablösen wird.«
»Warum nicht? Dem Volk wird es unter Kiki garantiert besser gehen.«
»Und wie es Kiki dabei geht, ist dir egal?«

»Es wird ihm gut gehen in Tharesa«, verspricht Boris. »Und dir ja
auch, denn als seine Freundin bleibst du doch bei uns, nicht wahr?«
Ich lege die Hände beschirmend auf Kiki.
»Wir werden sehen«, weiche ich aus, denn diesen Plan
muss ich erst einmal verdauen.

Ich schlafe nicht gut in dieser Nacht. Kiki kommt immer wieder rein,
um nach mir zu sehen. Ob es wohl versteht, um was es bei alledem geht?

Bisher war Kiki immer verständig. Ich glaube, es lässt sich nicht täuschen.

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[Mara]

Liebes Tagebuch!

Kiki weckt mich früh am Morgen. Ich richte mich auf und
erzähle ihm, was es mit Schwert auf sich hat und dass Boris
hofft, Kiki werde durch dieses Schwert zum Fürsten werden.
»Ki Ki?«
»Ja, Kleines, wenn das geschieht, musst du hierbleiben.«
Es stampft mit dem kleinen Fuß auf den Boden.
»Ki Ki«, kommt die sehr entrüstete Antwort.

Boris hat einen Freund mit einem Bündel geschickt.
»Es geht gleich los«, erklärt der. »Du willst doch sicher dabei sein,
oder? Du solltest dich aber vorher umziehen, damit du nicht auffällst.«

Er geht wieder. Ich öffne das Bündel und staune. Boris hat
mir ein tolles Kleid geschickt und all den Kleinkram, den eine
Frau so braucht, wenn sie sich aufhübschen will. Dann lege
ich mal los. Und ich packe auch gleich meine Tasche, um im
Fall der Fälle schnell abhauen zu können.

Schon komisch, wie man sich gleich anders fühlt, wenn man
als Frau ein richtig schickes Kleid tragen kann. Irgendwie fühle
ich mich jetzt allen im Schloss absolut ebenbürtig. Und mit
meinem kleinen Pseudo-Fürsten an der Seite bin ich das ja auch.

Der ganze Hofstaat ist versammelt. Vorne steht der Hofmarschall
vor dem magischen Stein, in dem das Schwert steckt. Er hält eine
Rede, in der jeden Zweifel an Fredericks rechtmäßiger Herrschaft
zu zerstreuen versucht.
»Das wird lustig«, raunt mir Boris zu.
Daran habe ich allerdings erhebliche Zweifel.

»Kommt zum Ende, Marschall«, unterbricht der Fürst den Redner.
»Hier sehen alle das Schwert. Mein Schwert! Bis zum nächsten
offiziellen Schwerttag möge es alle an ihre Gefolgschaft ermahnen.«
»Heute ist Schwerttag«, murmelt irgendwer in der Menge.
Unruhe entsteht.

Jetzt tritt Lothar, der Magier, nach vorn und alle verstummen.
Auch er spricht. In seiner Rede erinnert er an die alte Tradition
des Schwertes. Und daran, dass es kein Mahnmal sei, sondern
ein Zeichen der Macht, die nur dem gehören könne, der es hält.

»Es ist mein Schwert!«, ruft Frederick ungehalten aus. »Ich habe
es einst aus dem Stein gezogen. Viele hier können das bezeugen.«
»Dann tut es noch einmal, Durchlaucht«, antwortet der Magier ungerührt.

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[Mara]

Der Fürst hat keine Wahl. Er muss seinen Herrschaftsanspruch
beweisen. Das Schwert gibt nicht nach. Er stemmt sich mit den
Füßen gegen den Stein und zieht mit aller Kraft. Das Schwert
rührt sich nicht. Erschöpft muss Frederick einsehen, dass seine
Herrschaft hier und heute endet.

»Ich will es versuchen!«, ruft Prinz Heinrich da aus. »Ich
bin der rechtmäßige Erbe des Fürsten.«
»Du bist sein Erstgeborener«, berichtigt Lothar. »Heute ist Schwerttag.
Also darf jeder von hoher Geburt zum Schwertstein treten.«

Er hätte es ja eigentlich wissen müssen, dass er sich da
gewaltig übernimmt. Das Schwert verweigert sich ihm.
Gemurmel wird laut, manche spotten schon.
»Es hieß doch, dass jemand das Schwert gezogen habe«,
erinnert sich eine Frau. »Wer war das denn?«

»Das ist nur ein Gerücht«, ruft der Magier aus. »Wir müssen
sehen, dass das Schwert einen Fürsten erwählt. Fürst Frederick
hat viele Kinder. Sie mögen nacheinander vortreten und ihren
Anspruch auf den Thron testen.«

Er hat wirklich viele Kinder, wie ich feststelle. Darin hat Boris
nicht übertrieben. Auch die außerehelich gezeugten Söhne
versagen am Stein. Schließlich probieren es auch die kleinen
Kinder. Das Schwert steckt immer noch fest.

»Halt mal meinen Bogen«, bittet Boris einen Freund.
»Machen wir der Posse ein Ende.«
»Hoffentlich klappt das auch.«
»Das muss es, mein Freund.«

Boris geht nach vorne.
»Du willst es versuchen?«, erkundigt sich Lothar.
»Ich will, dass Tharesa gut regiert wird«, antwortet Boris. »Ich
habe gesehen, wie ein fremdländischer Prinz das Schwert aus
dem Stein zog. Ihm gebührt der Thron.«
»Das ist lächerlich!«, fährt ihn Frederick an.

Boris ignoriert ihn. Er winkt Kiki zu sich.
Das Kleine läuft wie arglos nach vorne.
»Zieh das Schwert«, bittet Boris. »Du rettest damit
ein ganzes Land, kleiner Freund.«
»Ki Ki?«
»Ich werde dein erster Diener sein und dich stets behüten«, verspricht Boris.

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[Mara]

»Moment«, rufe ich und gehe nun selbst nach vorne.
Was geht mich Tharesa an? Die sollen ihre Probleme selbst lösen
und jedenfalls nicht auf Kikis Rücken austragen. Das Kleine ist
nicht dazu geschaffen, in einem Schloss zu versauern.
Zumindest soll es diese Entscheidung selbst treffen dürfen.

Ich gehe zu Kiki und erkläre ihm ausführlich, um was es hier
geht. Es legt den Kopf schief und schaut mich aufmerksam an.
»Ich weiß, dass du es kannst«, sage ich ihm. »Aber ich weiß nicht,
ob du das willst. Wenn du es willst, wünsche ich dir viel Glück, Kiki.«
»Ki Ki?«
»Nein, ich werde nicht in Tharesa bleiben«, gebe ich zu.
Dass ich die Hunde mitnehmen werde, sage ich nicht.
Ich rede auch nicht von Lobo. Ich will Kiki nicht erpressen.

Kiki hat verstanden. Ich spüre es. Das Kleine weiß ganz genau,
was hier Sache ist. Es dreht sich um und schaut Boris an.
»Nimm das Schwert«, drängt der. Kiki deutet mit der Hand
auf ihn. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«

»Doch, Kiki meint es genau so«, sage ich aufatmend. »Es
möchte, dass du das Schwert ziehst. Deine Mutter hat mir
gesagt, dass auch du ein Sohn des Fürsten bist.«
»Ein Bastard, wie die meisten hier«, grinst Boris.

»Das bringt eh nichts«, sagt er dann noch, während er
nachlässig den Arm hebt und nach dem Schwert greift.
Er hat nicht die Absicht, Kraft aufzuwenden.

Das ist aber auch nicht nötig. Das Schwert gleitet fast von selbst
aus dem Stein. Boris hält die Schneide hoch. Die Leute jubeln, allen
voran die Freunde des Jägers, der nun zum Fürsten wurde. Hofmagier
Lothar drückt dem völlig perplexen Boris das Zepter in die freie Hand.
»Lang lebe Fürst Boris!«, ruft er dabei aus.

Die Gelegenheit für mich, endlich zu verschwinden. Kiki kommt
sofort mit mir und auch die Hunde wollen weg. Boris läuft mir nach.
»Warte, Mara«, bittet er. »Auf ein Wort noch.«
»Es ist alles okay, Boris. Ich freue mich für dich. Und für Tharesa.
Aber ich will jetzt gehen.«

Er geht ein Stückchen mit mir. Er hatte nicht damit gerechnet, dass
das Schwert ihn erwählen würde. Für Kiki wollte er nie etwas Übles.
Ich versichere ihm, dass ich ihn verstehe.
»Aber du willst trotzdem fort.« Ich nicke. »Hey, ich bin der Fürst«, lacht
er da. »Ich kann dich in mein Schlafgemach befehlen.«
»Nur, wenn du noch ausreichend Schlafmittel hast.«
Wir lachen beide.
»Sind mir ausgegangen«, behauptet er dann. »Aber ich will etwas
für dich tun. Hast du irgendeinen Wunsch.«
»Naja, ich muss bald zu einer Gala gehen und brauche noch ein
schickes Kleid. Kann ich das da behalten?«
Klar kann ich. Ein wenig plaudern wir noch, aber dann verlangen
die Leute nach ihrem Fürsten.

Nach kurzer Wegstrecke holt mich eine Kutsche ein, die Boris schickte.
Mit der gelange ich dann ganz bequem zur Grenze, von wo aus ich heim-
fahren kann, froh darüber, dass Kiki immer noch bei mir ist.

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[Jolande]

Eine gute Entscheidung!

[Artona]

Hoch lebe Fürst Boris!
Der wird bestimmt ein besserer Herrscher als der alte Fürst.
Dir gute Heimreise. Schön, dass du Kiki wieder mitnehmen kannst. Bin gespannt, wie lange du diesmal zuhause sein wirst.
Artona

[Der Archivar]

Gelungene Wendung! Schönes Ende!

Vielen Dank für eine weiteren Abschnitt deiner wunderbaren Geschichte.

Michael Kitzmantel

[Mara]

Bin gespannt, wie lange du diesmal zuhause sein wirst.

Meinst du, ich schaffe es, das komplette Wochenende geruhsam zu Hause zu verbringen?

[wällerplaymosammler]

Vive la Revolution!

Endlich ist Mara daheim! Nur für wie lange!?

[Ischade]

Was ich mich gerade frage: nachdem da wohl jede Frau ein uneheliches Kind vom ehemaligen Fürsten hat, sind wohl alle bis zu einem gewissen Alter miteinander verwandt und über kurz oder lang ist das gesammte Volk inzüchtig...

[Daniela]

Gelungen, sehr gelungen!

Und Kiki ist sowieso ein König! Ein Herzenskönig und manchmal auch König der Geschichte um Mara und ihre Freunde.

Ach, schön! *seufz*

Ein bißchen Romantik und Kitsch tut doch so richtig gut!

Und das meine ich ganz positiv!

LG
Daniela

[wällerplaymosammler]

Gelungen, sehr gelungen!

Und Kiki ist sowieso ein König! Ein Herzenskönig und manchmal auch König der Geschichte um Mara und ihre Freunde.

Dem pflichte ich nur bei! Kiki ist tatsächlich ein König!!!

[Mara]

Liebes Tagebuch!

Kiki spielt ausgelassen im Garten. Es ist wohl sehr froh,
nicht geadelt zu sein. Das bin ich auch. Ich habe heute
ein wenig den Dachboden aufgeräumt und gestaunt, was
da noch so alles an Krempel liegt.
Aber wer weiß, wann man das gebrauchen kann.

Und weil es gerade auch schönes Wetter ist, hole ich mal den
Rasenmäher aus dem Abstellraum. Der Garten ist ja doch
recht groß. Bin froh, dass ich nicht mit einer Sense ran muss.

Allerdings macht das Ding richtig Krach. Bäh!
Immerhin geht es schnell.
Der Rasen dürfte doch recht flott gemäht sein.

Fast fertig. Aber nur fast. Muss noch am Zaun entlang.
Und ausgerechnet jetzt klingelt es.
Also genug für den Moment mit Arbeit.

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[Mara]

Oh, wie schön.
Paul und Samira kommen auf ein Schwätzchen vorbei.
Die Beiden habe ich ja so lange nicht mehr gesehen.
Ich freue mich.

Wir gehen in den Garten. Samira will sich gleich auf die Bank
setzen, kann sie gerade noch abhalten. Sie sieht Flint ja nicht,
auf den sie sich fast gesetzt hätte.

Am Gartentisch ist es auch gemütlicher. Ich trage Limonade auf.
Wir plaudern. Sie erzählen viel von sich. Es ist einfach schön,
wenn Freunde zu Besuch sind.

Leider vergeht die Zeit so viel zu schnell.
Gegen Abend verabschieden sie sich.
»Ich hoffe, ihr kommt bald mal wieder«, sage ich noch.
»Spätestens, wenn du eine Sommerparty startest«, lacht
Paul, »und der ganze Haufen dann zusammen kommt.«

Ich denke, ich mache mir jetzt noch einen gemütlichen Abend.
Will ein wenig fernsehen und die Füße hochlegen.
Denke, das habe ich mir verdient.

Kiki findet das aber langweilig und fängt deshalb an, Tiger zu
ärgern. Es besetzt doch glatt das Katzenkörbchen. Der Fern-
seher ist vergessen. Es macht Spaß, zu sehen, wie die beiden
sich necken. Das ist Unterhaltung pur.

Morgen mache den Rasen dann fertig.

[/b]

[Daniela]

Home, sweet home!

Sag mal, der Fernseher ist kein Playmo oder? Woher stammt der denn?

LG
Daniela